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Anschlag auf das MS Arendsee in Luanda

Kapitän Rudolf Speer erinnert sich:

Eigentlich war das Anlaufen eines ausländischen Hafens zwecks Besatzungsaus­tausch nichts besonderes. Es war zur Gewohnheit geworden. Doch dieser Anlauf Anfang August 1984 war etwas Besonderes. Wir hörten schon auf See über ver­schiedene Nachrichtenquellen, dass auf ein Schiff der DSR ein Bombenanschlag verübt wurde und wussten auch, dass dieses Schiff, um es vor einem Versinken im Hafen zu retten, auf eine Sandbank gesetzt wurde. Wir liefen also wie ge­wohnt in Luanda ein und ich bekam wie sonst üblich über den Lotsen einen Liegeplatz zugewiesen. Dass wir an einem sowjetischen Frachter, längsseits fest­machen sollten, war auch nichts besonderes und kam auf Grund von Platzproblemen öfter vor. Stutzig wurde ich erst, als wir längsseits lagen und vor unserem Zweierpäckchen und auch hinten, jeweils ein sowjetisches Fabrikschiff mit dem Heck zur Pier fest­machten. Als wir dann auf dem sowjetischen Frachter neben uns auch noch uniformierte Gestalten sahen, ahnten wir nichts Gutes.

Die „Arendsee“ lag übrigens ca. 0,3 sm auf der anderen Seite des Hafens in Sichtweite. Der sow­jetische Frachter wurde gelöscht, große Holzkisten und Militär- LKW’s. Langsam sprach sich herum, dass der Frachter Militärgut geladen hatte und das Löschen durch kubanische Soldaten geschützt wurde, eben aufgrund des Anschlages auf das Schiff der DSR einige Tage vorher. Man wollte einen Anschlag auf dieses Schiff, mit Haftminen durch Kampftaucher, verhindern. Zu diesem Zweck er­schienen auch alle 10 min. kubanische Soldaten an der Reling und warfen Hand­granaten ins Wasser. Ging man auf unserem Schiff in die unteren Decks, hörte man auch das typische Geräusch eines Sonargerätes.

Am gegenüberliegenden Ufer war eine sowjetische Militärbasis und von dort wurde, dem Erzählen nach, der Löschvorgang ebenfalls mit Sonar überwacht.

Als Kapitän, der die Verantwortung über unser Schiff, Besatzung und Ladung hatte, begann nun eine unruhige Nacht, wie sich wohl jeder vorstellen kann. Ich fand keine Minute Schlaf und hatte immer vor Augen, es könnte ein Anschlag auf das neben uns liegende Schiff stattfinden, wovon natürlich auch wir als Längs­seits­lieger betroffen gewesen wären. Bis heute verstehe ich nicht, dass unser Schiff mit ca. 80 Mann Besatzung als Schutzschild gegen eventuelle Bomben­anschläge benutzt wurde, noch weniger verstehe ich, dass ich als Kapitän durch keinerlei Behörde, Hafenamt, Botschaft der DDR, Firmenleitung oder der­glei­chen auf diese Situation vorbereitet bzw. hingewiesen wurde. Zum Glück verlief die Nacht ohne Zwischenfälle, abgesehen von den 10-minütigen Detonationen der Handgranaten und dem Geräusch des Sonargerätes

Am nächsten Tag fuhr unsere Besatznung auf den Flugplatz, um den Heimflug anzutreten. Nachdem die Austauschbesatzung an Bord war, fuhren einige Offiziere und ich, welche das übergaben, ebenfalls unter Militärbewachung auf einem LKW nach. Jahre später fand ich dann folgenden Artikel im Internet:

Arendssee.jpg

Zum besseren Verständnis, um was es sich hier handelt, ein Bericht zu den damaligen Vorfällen vor Luanda aus der Volksstimme von 2014
 

(I.Schulze)

MS Arendssee.jpg

MS Arendsee                                                                                                                      Foto: Volksstimme

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