Die Sassnitzer Flotte
Saßnitzer Kutter im Entengang durch's Eis Foto: Netzfund
Hier möchte ich in Kurzform auf die Geschichte des Saßnitzer Fischfang eingehen und auch eine Aufstellung der Schiffe dieser Flotte erstellen.
Die Frosttrawler und die Saßnitzer TVS Stubnitz und Granitz werde ich hier allerdings nicht noch einmal auflisten. Daten dazu findet ihr bereits unter der Rostocker Flotte.
Die Kutter werde ich auch nur in einer Tabelle nach Typen zusammenfassen.
(Zu den Schiffen den Button mit dem Schiffstyp anklicken)
Die großen und mittelständischen Fischereibetriebe des Deutschen Reiches befanden sich hauptsächlich auf dem Gebiet der späteren BRD an der Nordsee. Von den 686.240 Tonnen Fisch löschten die Fischer an der mecklenburgisch-vorpommerschen Küste nicht einmal 2 Prozent! Kutter und Boote befanden sich nach dem Krieg in einem jämmerlichen Zustand. Die Fischerei wurde erschwert durch Minen und Wracks und Materiel für Netze und Fischkisten waren Mangelware. Befehle und Berater der sowjetischen Besatzungsmacht zentralisierten die zukünftige Hochseefischerei in Kombinatsform hauptsächlich in Sassnitz und Rostock.
Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 39 vom 12.November 1946 verfügten die alliierten, dass deutsche Schiffe die internationale Signalflagge C (Cäsar) zu führen haben.
Das C symbolisiert englischsprachig CAPITULATION.
Gegen seemännischen Brauch musste diese Flagge Tag und Nacht geführt werden. Das Dippen zum Grüßen anderer Schiffe und Ehrenbezeugung ihr gegenüber waren bei Strafe verboten. Die Sassnitzer und Rostocker Fischer tauften diese Flagge "Costaricaflagge" und setzten sie widerwillig bis Mitte 1950.
Der Absatz des Fisches und die Versorgung der Bevölkerung mussten völlig neu aufgebaut werden. Ende 1946, Anfang 1947 sind die ersten Importgeschäfte mit den skandinavischen Ländern über Salzhering getätigt worden.
1949
Am 1.Januar entstand der VEB Ostseefischerei Mecklenburg mit Sitz in Sassnitz. Am 7.Februar werden zwölf 17-Meter-Kutter übernommen. Das Datum gilt als symbolisches Gründungsdatum. Mitte des Jahres entsteht der VVB Fischwirtschaft Sassnitz. Im Herbst werden elf 21-Meter-Kutter, SAS 201 bis 211 übernommen. Im Dezember beginnt die Transportabteilung mit dem republikweiten Frischdienst
Länge über alles 17,60 m
Aktionsweite 100 sm
Einsatzdauer 5 Tage
Besatzung 3-4 Pers.
Antriebsleistung 80/100/140/200 PS
Geschwindigkeit 8-9 kn
Laderaumvolumen 20,80/29,17 cbm
Zuladung Fisch 11 t
Jahresfang 125/160/200 t
Vermessung 38-48 BRT
Preis ca.0,25 Mill. M
1950
Im April werden Anlegebrücken im Hafen fertiggestellt.
Am 1.Mai wird die Berufsschule eröffnet und im Juni das Lehrlingswohnheim.
Länge über alles 21 m
Aktionsweite 3700 sm
Einsatzdauer 14 Tage
Besatzung 6 Pers.
Antriebsleistung 150/200 PS
Geschwindigkeit 9 kn
Laderaumvolumen 30 cbm
Zuladung Fisch 21 t
Jahresfang 320 t
Vermessung 63 BRT
Preis ca.0,3 Mill. M
1951
Im Februar wird die Fischhalle in Betrieb genommen und die Brigadefischerei läuft an.
Im Juni erhält Sassnitz mit SAS 212 den ersten 24-Meter-Kutter und am 13.Oktober wird der Lehrkutter SAS 200 Neues Deutschland in Dienst gestellt. Im November läuft die Platteneisfabrik an.
Länge über alles 24 m
Aktionsweite 2900 sm
Einsatzdauer 14 Tage
Besatzung 7 Pers.
Antriebsleistung 180/200 PS
Geschwindigkeit 8,5 kn
Laderaumvolumen 60 cbm
Zuladung Fisch 35 t
Jahresfang 350 t
Vermessung 78 BRT
Preis ca.0,380 Mill. M
1952
Am 1. Januar wird der VVB Fischwirtschaft in VEB Fischfang umbenannt und am 3. die neue Betriebsberufschule eröffnet. Im April wird die Fischmehlanlage in Betrieb genommen. Im September werden das Fischkombinat Rostock und Sassnitz zu einem Mammutkombinat zusammengeschlossen aber ab 1. Juni 1953 wieder getrennt. Die Aufnahme der Konservenproduktion erfolgt am 1. Oktober. Im November wird das neue Lehrlingswohnheim in Betrieb genommen.
1953
Am 14. Juli laufen erstmals drei 24-m-Kutter in die Nordsee aus. Der derzeitige Schiffsbestand beträgt nun 189 Kutter.
1955
Das Seemannsheim mit 202 Betten wird eröffnet.
1957
am 1. Januar wird der Betriebsteil Verarbeitung zum VEB Fischwerk Sassnitz und am 15. Januar wird SAS 270 Elbe als erster von 50 26,5-Meter-Kuttern in Dienst gestellt.
Länge über alles 26,45 m
Aktionsweite 5000 sm
Einsatzdauer 22 Tage
Besatzung 7 Pers.
Antriebsleistung 250 PS
Geschwindigkeit 9,5 kn
Laderaumvolumen 85 cbm
Zuladung Fisch 45 t
Jahresfang max. 1000 t
Vermessung 132 BRT
Preis ca.0,95 Mill. M
1959
Die pelagische Fischerei wird entwickelt.
1960
Die Schleppnetze bestehen nur noch aus Polyamidfasern.
1964
SAS 401 Eisbär wird als Typerprobungsschiff in Dienst gestellt und damit wird die Heckfangtechnologie und tiefgefrostetes Fischsortiment eingeführt
1965
Am 25. Januar geht das Kühl- und Transportschiff SAS 501 Granitz auf seine erste Fangreise. Damit wird die Flottillenfischerei ausgeprägt.
1966/67
Es werden 15 Frosttrawler in Dienst gestellt. damit beginnt ab 1967 der Übergang zur industriellen Fernfischerei
1968
Die Sassnitzer KTS und die Frosttrawler fischen auf der Georgesbank.
1969
im Januar wird der neue Netzboden in Betrieb genommen.
1970
Sassnitz wird zum Leitbetrieb des WIRTSCHAFTSVERBANDES RÜGENFISCH.
1971
Der Frosttrawler Silver Pit fischt ab Juni vor Nordwestafrika.
1972
Die Netztrommelwinden "OMA" werden eingesetzt.
1974
Vor der Westsahara beginnt der Sardinenfang.
1975
Mit 66.149 Tonnen erreicht Sassnitz sein höchstes Fangergebnis in der Unternehmensgeschichte.
1977
Der Frosttrawler Kattegat nimmt im September die Fischerei vor Mosambik auf.
1979
am 1. Januar wird der VEB Fischfang Sassnitz ein Betrieb des VEB Fischkombinates Rostock.
1982
Die Reusenfischerei wird als passive Fischerei systematisch ausgebaut. Ab Februar werden sechs 26,5-Meter-Kutter bis zum Sommer 1983 vor Mauretanien eingesetzt.
1984
Die Frosttrawler und die beiden Kühl- und Transportschiffe werden von Sassnitz an Rostock abgegeben. Damit konzentriert Sassnitz die Fischerei nun auf den Nahbereich von Ost- und Nordsee.
Am 8. November beginnt der Einsatz von 26,5-Meter.Kuttern in Beira/Mosambik.
1985
Sassnitz wird am 1. Januar Leitbetrieb für 27 Genossenschaften der See- und Küstenfischerei.
1990
Am 1, Juli wird der VEB Fischfang Sassnitz in die Sassnitzer Fang-, Verarbeitungs- und Hafenbetriebsgesellschaft mbH umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt sind hier 1594 Menschen beschäftigt, davon 450 Personen Seefahrendes Personal. Am 6.Dezember entsteht die Sassnitzer Seefischer e.G.
1991
am 18. Januar werden 14 Kutter privatisiert.
1993
Der Hafenteil Sassnitzfisch geht an die Kommune.
Textquelle und Daten aus: Hiev up, So war die Fischerei der DDR, Dietrich Strobel/Wulf-Heinrich Hahlbeck