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Als Betreiber dieser Seite möchte ich mich gern einmal vorstellen. Viele ehemalige Kollegen von der 338 kennen mich noch. Aber es gab ja auch Kollegen, die nicht zur gleichen Zeit auf diesem Schiff waren. 
Hier nun einige Zeilen über mich:
Meine Zeit bei der Hochseefischerei

Als Kind träumte ich immer davon , mal große LKW’s zu fahren und damit durch ferne Länder zu reisen.

Da erzählte man mir damals, wie lange ich in der DDR umherfahren müsste, bis ich meine Träume verwirklichen könnte und so änderten sich meine Träume.

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Von fernen Ländern träumte ich immer noch aber das ging ja auch mit dem Schiff. Jetzt wollte ich Seemann werden

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Als es dann um die Berufswahl ging, sagte mir meine Mutter, die damals im Amt für Arbeit in Frankfurt/Oder tätig war: „Dann komm doch mal zu uns, da kommt regelmäßig jemand aus Rostock vom Fischkombinat und wirbt Arbeitskräfte.“

Toll, ich natürlich hin! Meistens waren das Leute, die selbst mal gefahren sind und wussten, wovon sie sprechen (sollten)!

Er sprach zwar auch von viel Arbeit, aber nicht lange. Dann war er bei dem Thema Viel-Geld-verdienen und Valuta-verdienen, Teppiche-in –der-Freizeit-knüpfen und Zigaretten-und-Schnaps-billig-kaufen, von Mauretanien, Schottland und Cuba, Kanada und Grönland!

Das hörte sich alles gut an für so einen Halbwüchsigen, wie mir und so machte ich meine Bewerbung fertig und schickte sie nach Rostock.

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Ich wurde angenommen und trat am 1.September 1979 meine Lehre zum Facharbeiter für Anlagentechnik/Spezialisierung Fischverarbeitung in Rostock in der BBS John Scheer an.

So kam ich aus dem brandenburgischen Frankfurt/Oder nach Rostock!

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Und mit mir zusammen noch jemand aus meiner Klasse, Peter Schiller (später vielen unter dem Namen Friedrich bekannt!). Wir sollten uns dann auch viele Jahre nicht mehr aus den Augen verlieren.

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Aber schon in der Lehre mussten wir uns mit der Tatsache auseinander setzen, dass Fischerei KEIN Zuckerlecken war.

Ich glaubte an ein paar Jahre gutes Geld zu verdienen und dann kann man ja weiter sehen.

Lehrzeit: v.l.n.r. Ingo (Joe) Schulze, Bernd Weber, Peter (Friedrich) Schiller, sitzend: Michael Steinbrecher, 

Foto: Eigenes Archiv

ROS 317 "Junge Garde"                                                              Foto: Netzfund

Nun, nach eineinhalb Jahren Lehre in Rostock sollte ich endlich das erste Mal auf ein Schiff!

Ich hielt meinen ersten Heuerschein mit etwas Enttäuschung in der Hand: ROS 317 „Junge Garde“! Die beiden Großschiffe hatten zu dieser Zeit schon den Beinamen „Bautzen“ oder „Galeere“ und es kursierten so einige Gerüchte vor allem in der BBS, über diese Schiffe.

Ich konnte es nun mal nicht ändern und wollte ja endlich aufs Schiff. Also nach Hause und Sachen packen! Aber was???

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Landolf Scherzer hat das sehr gut in seinem Buch „Fänger und Gefangen“ beschrieben. Denn so ähnlich erging es mir auch. Jeder „Fahrensmann“ ,den ich vorher befragt habe, hat mir alles Mögliche erzählt, nur nicht, was ich WIRKLICH mitnehmen muss. Und im Kombinat hat uns das auch keiner erzählt.

Also packen, was man meint zu brauchen und los nach Berlin-Schönefeld. Mauretanien war unser Ziel.

Wir waren total aufgeregt! Ich war nicht der einzige Lehrling. Da war wieder Friedrich dabei und noch vier andere Lehrlinge.

Wir wurden natürlich auch gleich von den „Fahrensleuten“ angesprochen: “Ach Lehrlinge….Aha……!?“ Na wie es halt so üblich war bei Neueinstellungen und Lehrlingen.

Dann gab es den Einen und Anderen, die uns beim Ablauf am Flughafen auch mal behilflich waren.

Die Aufregung nahm an diesem Tage für uns auch kein Ende: Nouadibou! Das war ja was! Ein bisschen Wüste, ein bisschen Stadt, Ziegen, die sich an Kartonage gütlich taten. Und nebenbei Einweisung in Kammer und Schiffsleben. Was man eben so wissen sollte für die ersten Tage.

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Dann ging es raus auf See und der Seealltag hatte auch uns erreicht.

Ich stand das erste Mal am Bunkerband und sollte Schildmakrele aussammeln. Ich fand bloß keine. Dabei war das Band voll damit! Aber vor meinen Augen sah ich nur Fisch, Fisch, Fisch! Sie sahen alle gleich aus!

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Irgendwann konnte ich den Fisch dann aber auch unterscheiden. Nun nahm die Arbeit ihren Lauf. Eintönig, stupide. Mal am Bunkerband, mal am Filzband. Aber als Lehrlinge sollten wir doch was lernen!?

Das kam dann auch. Irgendwann fand ich mich mal am LBH (Froster) wieder, in der Verpackung und zu guter Letzt auch an der Baader 33. Aber es blieb eintönig.

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Die anderen guckten immer nach der Schicht ans Schwarze Brett und unterhielten sich über den guten LVP (Lohn-Verrechnungs-Preis) und wir hatten nicht viel davon. Lehrjahre sind keine Herrenjahre und so halfen wir, deren LVP stetig zu erhöhen.

Soweit ich das in Erinnerung habe, war das dann auch eine gute Reise. Alle haben viel verdient und ließen uns am Ende der Reise auch daran Anteil haben, in dem sie für uns noch Geld sammelten und unser Lehrlingsgeld ein wenig aufpeppelten.

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Nach der Reise wurden wir Facharbeiter und nun konnte das Geldverdienen losgehen! Dachte ich! Ich fuhr noch eine Reise auf der „Garde“.

Und wie der Teufel es will, wurde es nur wenig mehr als eine „Garantiereise“! Naja dann eben beim nächsten Mal!

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In Zwischen war ich das erste Mal im Trantank. Jeder „Neue“ durfte das mal.

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Mit der Zeit war ich aber besser integriert in die Mannschaft und dann kamen auch so Geschichten auf von den länger Fahrenden. Auch die Geschichte, als die „Garde“ im Eis fest saß .Damals war auch ein Verwandter von mir dabei, Wolfgang Kusatz. Aber da erinnerte sich keiner so dran. Namen sind Schall und Rauch.

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Die „Garde“ sollte noch eine Reise machen und dann in die Werft. Das war Anfang 1982. Da fuhr ich dann auch wieder mit. Aber im April wechselten wir den Fangplatz. In Mauretanien löste uns die „Welt“ (ROS 316 "Junge Welt") ab. Wir fuhren in die Ostsee um Hering zu übernehmen und zu verarbeiten.

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Ende Mai war die Reise aber endgültig zu Ende, Ich blieb ein paar Wochen zu Hause und suchte mir ein anderes Schiff. Natürlich wieder mit  Friedrich!

Wir bekamen einen Heuerschein für ROS 311, "Rudolf Leonard". Als“ Mitnehmer“ sollten wir mit ROS 308 zum Fangplatz nach Färöer, dort auf ROS 311 warten, die noch vor Spitzbergen fischte. Ich sollte ROS 311 aber erst viele Jahre später sehen!

ROS 304 "Erich Weinert"                                                     Foto: Eigenes Archiv

ROS 311 kam nicht und wir arbeiteten erstmal auf ROS 308 mit.

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Mit ROS 308 waren wir auf Wittling. Da war nicht viel los und so bekamen wir am Tage andere Aufgaben wie zum Beispiel : …..Trantank! Da kam Freude auf!

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Nach vier Wochen sollte R0S 308 dann den Fangplatz verlassen und nach Ullapool Fisch übernehmen und verarbeiten. Da wir aber noch immer auf ROS 311 warteten, sollten wir auf dem Fangplatz bleiben. Also mit dem Schlauchboot rüber auf ROS 307!

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Das war meine erste Schlauchbootfahrt. Wenn man vom Schiff runter sah, sah es ja nicht gerade einladend aus. Es brieste ein wenig und die Nussschale tänzelte an der Bordwand beim Fieren. Aber die Fahrt war dann überraschend halb so wild obwohl es nur auf und nieder ging. Plötzlich war ein Schiff weg und das andere tauchte gerade hinter einer Welle wieder auf, da riss es uns schon ins nächste Wellental.

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Wir kamen aber gut an und mit der Ankunft waren wir dann auch die „Schnelle Eingreiftruppe“. Denn auch hier blieben wir nicht.

 

Nach vier Tagen kam eine neue Weisung von der Fangleitung: ROS 311 kommt noch nicht auf den Fangplatz, darum sollten wir nun auf ROS304.Dort, so hieß es, fehlen auch Leute und deshalb sollten wir bis Reiseende dort bleiben. Also konnten wir nun endlich mal den Seesack auspacken. Denn bisher lebten wir ja direkt aus dem Seesack. Die Reise war so chaotisch, dass ich noch ein halbes Jahr Später auf ROS 338 Post von dieser Reise bekam.

Viel habe ich mir von diesen ca. sechs Wochen nicht gemerkt, aber der Meister war Erich Radecke. Er war auch 1988 noch einmal mein Meister auf ROS 311 vor Argentinien.


Nach der Reise kamen Peter und ich wieder in die AKL , wo man sich auch gleich an unsere Reise erinnern konnte. Man versprach uns nächstes Mal eine bessere Reise und hat uns einen Heuerschein auf einem neuen Schiff angeboten: ROS 338 Bruno Apitz!

Wir rüsteten den Dampfer auf.

Brigadefeier auf ROS 308 "Walter Dehmel"

v.r.n.l.: Friedrich, meine Wenigkeit, Fischmehler (Name unbekannt), Bernd Kroll, Verdeckt-unbekannt, Meister (Name unbekannt)

                                                                                  Foto: Eigenes Archiv

Die Besatzung war ein total zusammengewürfelter „Haufen “von völlig unterschiedlichen Schiffen. Aber schon beim Aufrüsten und den ersten Reisetagen zeichnete sich ab, dass wir eine prima Truppe werden können.

Es wurde dann auch die beste Besatzung, mit der ich je gefahren bin!

Foto: Eigenes Archiv

Im Oktober 1982 lief ROS 338 zur Jungfernfahrt aus!

Kapitän war Georg Margraf, Produktionsleiter Wolfgang Becker.

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Es folgte die Jungfernreise von Rostock nach Namibia.

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Bevor wir überhaupt auf dem Fangplatz Namibia ankamen, hörten wir schon, dass die ,ebenfalls neuen Schiffe, ROS 336 Hans Marchwitza und ROS 337 Ludwig Renn super Büdel aus dem Wasser holten. Aber erstmal waren wir noch unterwegs….......

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…..und meine Äqatortaufe stand noch bevor!

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Ich wurde von Neptun auf den Namen „Feuerqualle“ getauft!

Nach der Taufe haben wir gegrillt. Kpt. Georg Margraf ließ es sich nicht nehmen, sich selbst an den Grill zu stellen.

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Als wir auf dem Fangplatz ankamen, setzten wir das erste Mal aus und von da an kam ein dicker Büdel nach dem anderen. Die ganze Reise lief so!

Die Supertrawler konnten zwei Netze anschlagen und nach dem Hieven sofort das zweite wieder aussetzen, während das erste noch voll an Deck lag. Aber Kpt. Georg Margraf kannte das von seiner Bodo Uhse nicht und verzichtete darauf.

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Als wir dann nach der 1.Reise zu Hause waren, schlug die ATB das zweite Netz mit an. Wir kamen aus der Freizeit wieder an Bord und unser Kapitän probierte es dann so mal aus und siehe da, er fand solchen Gefallen daran, dass er erst treiben ließ, wenn alle Bunker voll waren und neben dem geöffneten Büdel noch ein voller lag! Das nannten wir: Er hat uns mit Fisch „zugeschissen“.

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Wir machten jedenfalls eine verdammt harte aber auch eine super 1. Reise!

Die zweite Reise wurde genauso gut aber der LVP wurde gesengt , so dass wir für die gleiche Leistung weniger verdienten. Also noch mehr keulen!

Zur dritten Reise blieb ich dann zu Hause und machte fünf Monate Urlaub und zur Vierten war ich wieder dabei.

Kapitän Georg Margraf kam dann nicht mehr wieder, dafür kam Kapitän Walter Pfeil. Seinerzeit der jüngste Kapitän in der Flotte.

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Die Besatzung hatte sich ein wenig verändert, der eine ging, der andere kam. Trotzdem blieben wir eine bomben Truppe und der Stamm blieb erhalten. Auf dieser Reise kamen aber diesmal mehrere Neueinstellungen mit. Die II. Schicht ließ sich deshalb mal etwas Besonderes einfallen.

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Diese Reise ging mal wieder über Weihnachten und Silvester. Auch Seeleute freuen sich mal über ein schönes Feuerwerk zum Jahreswechsel und so schickte man zwei Neueinstellungen durchs Schiff mit einer Bestellliste für Feuerwerkskörper. Jeder konnte bestellen, was er gerne in die Luft ballern möchte. Alle machten mit, so dass die Liste bald gut bestückt war. Nun sollte nur noch das Offiziersdeck seine Bestellung abgeben und dann ab zum Kapitän damit. Aber beim Produktionsleiter war dann abrupt Schluss, denn er sagte zu den beiden, sie sollen sich nicht verscheißern lassen. Alle hatten was zu lachen und der Spaß war es wert. Und die zwei verstanden auch Spaß, obwohl sie reingelegt wurden. Sie lachten mit!

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Die fünfte Reise der ROS 338 Bruno Apitz im Frühjahr 1984 machte ich dann auch noch mit und ließ dann die Sechste wieder aus. Urlaub!

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Aus meinem nächsten Urlaub kehrte ich dann erstmal nicht zurück. Ich war aus gesundheitlichen Gründen ein halbes Jahr seeuntauglich und danach ging es erstmal zur Armee. Es gab nur noch eine Kurzreise auf ROS 337. 

 

Die Einstellung zu meinem Beruf hat sich nach meiner Lehrzeit bis zu diesem Zeitpunkt geändert. Der Job machte Spaß und von Aufhören kein Wort mehr.

Dafür sorgte auch vor allem der Kollektivgeist auf ROS338 Bruno Apitz. Wir waren eine Familie!

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Ich kann mich noch an zwei ganz tolle Begebenheiten erinnern, die ich hier nur mal als Beispiele erwähnen möchte.

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Irgendwann hatten wir mal so viel Fisch, dass wieder die Bunker voll waren. Die Produktion lief auf VMK (voll mit Kopf) und die Matrosen hatten wieder ausgesetzt. Der erste Matrose kam in die Produktion (ich glaube es war der Bestmann Michael Müller) um nur mal zu schauen. Da ließ er sich vom Schlosser eine Maschine einstellen, Der Bunker sortierte Maschinenware aus und Micha fing an AOK (ausgenommen ohne Kopf) zu fahren. Der nächste Matrose kam runter und setzte sich wie selbstverständlich ans Band und filzte. Alles ohne Order, einfach von sich aus. So kam einer nach dem anderen von oben und plötzlich liefen drei Maschinen (natürlich mit Segen vom Meister!).

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Wir Produktionsarbeiter kamen vom eintönigen VMK-Trott in einen Fischrausch und plötzlich herrschte in der Produktion freudige hektische Betriebsamkeit. Die Matrosen verschwanden nur nochmal zum Hieven und waren dann gleich wieder da. Die anderen Abteilungen mussten dann auch noch zutörnen und schon stand am nächsten Tag ein toller LVP an der Tafel!

Hiev up!                                        Foto: Eigenes Archiv

Die andere Begebenheit: Ein Netz war kaputt. Die Matrosen standen an Deck und flickten. Die Produktion hatte Abruf, da kein Fisch da war. Wir wollten nur mal an Deck schauen und gingen mit drei oder vier Mann nach oben. Wir unterhielten uns mit den Matrosen und legten wie von selbst mit Hand an, AUCH OHNE Order. Und ehe man sich’s versah standen alle „Prodis“ der Schicht an Deck und machten mit! In unserer Schicht wurde noch ausgesetzt, die andere Schicht hievte und die Produktion lief wieder!!!

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Wir hatten auf diesem Schiff ein sehr starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, dass zu dieser Zeit in der Flotte, besonders die größeren Schiffe, nicht mehr überall selbstverständlich war und später auch auf unserem Schiff nicht mehr unbedingt. Leider!

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Aber trotz alledem blieb die Seefahrt natürlich immer etwas Besonderes und der Kollektivgeist nicht zu toppen!

Deshalb brach bei mir auch erstmal eine Welt zusammen, als ich seeuntauglich wurde. Ich war tot unglücklich!

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Während meiner Armeezeit ging ROS 338 in die Werft. In dieser Zeit organisierte die Besatzung auch ein Bordfest auf Usedom. Die Kollegen, die zu dieser Zeit bei der Armee waren, bekamen prompt auch eine Einladung. Mir und Hans Jürgen Leupert war es als Einzige möglich, da auch hinzukommen. Es war schön! 

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Als das Schiff kurz vor der Werft noch in Lerwik war, dachte unsere Schicht an mich und schickte mir von dort eine Ansichtskarte mit besten Grüßen aus England. Natürlich direkt zur Armee, was mir zwar erstmal Ärger einbrachte aber ich war begeistert von den Jungs meiner Schicht.

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Im Oktober 1986 war meine Armeezeit vorüber und ich kehrte ins Kombinat zurück.

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Als ob sie auf uns gewartet hätten , konnten wir (natürlich auch Friedrich, der auch bei der Armee war) schon nach zwei Wochen wieder mit unserer Besatzung von ROS 338 ausfliegen nach Mauretanien.

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In den eineinhalb Jahren hatte sich die Besatzung allerdings stark verändert. Selbst vom Urstamm waren einige nicht mehr da und wir mussten uns erstmal mit vielen neuen Gesichtern vertraut machen.

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Die See hatte uns wieder!!!

Foto von einer Zeichnung,                                                         Fotobearbeitung: Ingo Schulze

Im Frühjahr 1987, als wir dann aus der Freizeit zurückkamen, flog unsere Besatzung nach Las Palmas zum BA (Besatzungsaustausch).

Ich bekam hohes Fieber genau an dem Tag, als ich abends in Berlin sein sollte und musste mich krankschreiben lassen, MIST!

Ich kam aber nach vier Wochen mit einer anderen Besatzung nach und ahnte noch nicht, was da auf mich zu kam. Fisch ohne Ende!

Schon von der Reling rief man mir runter, sie hätten schon fast eine Million LVP zusammen . Als ich ankam ging es erst richtig los! Wir machten NOCH über drei Millionen, mussten mehrfach nach der regulären Schicht zutörnen und Fischmehl umstauen, weil der Laderaum voll war und hatten, ich glaube, zweimal Vollschiff! Was ja immer ein Grund war vom Kapitän eine Kiste Bier und eine Buddel Schnaps für die Schicht „einzufordern“.

Also wurde die letzte Kiste Fisch mit Sprüchen versehen und vom Stauer dem Kapitän auf der Brücke zu Füßen gelegt!

Es gab so Traditionen, die halt streng eingehalten wurden und dies war eine davon.

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Es wurde meine beste Reise in meiner Fahrenszeit zu DDR-Zeiten!

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Nach der Reise, am 30.Juli 1987 habe ich geheiratet. Und wie sollte es auch anders sein, die Besatzung dachte an mich und schickte mit Friedrich und Achim Hildebrand die besten Grüße und ein Geschenk.

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Alles was ich in all den Jahren erlebte, verband sich irgendwie auch mit der Seefahrt, der Besatzung. Nie wurde man vergessen.

Man nahm Anteil an private Höhepunkte im Leben der Einzelnen, wie bei mir die Hochzeit aber auch an persönliche Schicksale.

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Da erkrankte unser V-Schlosser an Kehlkopfkrebs. Er kam noch zum Flughafen, um uns zu verabschieden. Noch während der Reise starb er. Die Stimmung an Bord war total nieder geschlagen. Wir mochten ihn alle sehr, denn er war immer so lebenslustig. Sofort war jemand, der gerade zu Hause war, auf der Beerdigung und überbrachte unser aller aufrichtigstes Beileid der Familie.

Auch wurden unsere Frauen immer sehr gut betreut während wir auf See waren. Durch ehrenamtliche Mitarbeiter, meist Seemannsfrauen , die Stützpunkte betreuten, nach Regionen aus denen die Seeleute kamen.

Freizeitbeschäftigung an Bord: Teppichknüpfen

                                                               Foto: Eigenes Archiv

Nun machte ich noch eine Reise, auf der wir das Schiff nach Namibia überführten.

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Ich denke, es war etwa um diese Zeit, als die ROS333 "Ehm Welk" von Mauretanien nach Namibia kam. In Las Palmas sollte deren Stammbesatzung erst noch das Schiff übernehmen. Sie hatten auch schon Post für unseren Fangplatz mit und sollten Obst und Gemüse von dort mitbringen, als plötzlich die Nachricht bei uns ankam, deren Kapitän ist abgehauen! ROS 333 lief ohne Kapitän aus. Von Höhe des Äquators kam dann die nächste Hiobsbotschaft: Der Politoffizier sei über Bord gegangen! Da seine Latschen fein säuberlich an der Reling standen (wodurch man sein Verschwinden erst bemerkt haben soll), ging man hier von Selbstmord aus. Nach zwei Tagen (oder waren es drei?) erfolgloser Suche dampften sie dann weiter. Seiner Zeit sollen ein oder mehrere Schiffe an der Suche beteiligt gewesen sein und ich glaube sogar noch ein Rostocker Schiff (war es die Lichtenhagen?)

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Es dauerte nicht lange, da hörten wir, der Kapitän sei in die DDR und ins Kombinat zurück gekehrt. 

Er bekam auch tatsächlich wieder ein Schiff als Kapitän, so weit ich mich erinnere war es ROS 310 und mit dem Schiff fuhr er nach England oder Schottland. Aber dort kehrte er schon auf der ersten Reise vom Obsteinkauf nicht wieder zurück, so hieß es in der Meldung. Nun waren wir doch ziemlich bestürzt, denn er hatte als Kapitän das zweite Mal eine Besatzung im Stich gelassen.

Später erzählte man sich, er wäre III. Offizier auf einem Versorgungsschiff für Bohrinseln.

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Dann ging ich in den Urlaub. Der reichte aber diesmal nicht aus, um wieder eine ganze Reise auszulassen und so musste ich auf ein anderes Schiff.

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In meiner ganzen bisherigen Fahrenszeit war ich mit Peter (Friedrich) Schiller, auf einem Schiff. Aber nun sollten sich unsere Wege für einige Zeit trennen.

Im März 1988 heuerte ich auf ROS 311 Rudolf Leonard an!

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Mit ROS 311 waren wir auf Kalmar vor Argentinien. Es war eine Reise mit doch ziemlich wenig Fang. Wir schleppten Tags über, abends wurde gehievt und Nachts verarbeitet. Nur etwa zur Mitte der Reise hatten wir einige Zeit durchgehende Schichten.

 

Wir hatten auf dieser Reise eine Neueinstellung mit, der gerne erzählte, dass sein Opa schon zur See fuhr und die Seefahrt liege ihm im Blut. Jeden Abend, wenn wir gehievt hatten und der Dampfer anfing zu schaukeln, stand er dann am Speigatt und brüllte die See an. Wir dachten manchmal, dies wäre die erste und letzte Reise von ihm. Doch als ich dann auf der nächsten Reise auf die ROS 310 kam, wer kam da? Genau dieser Kollege. Also steckte da wohl doch irgendwas im Blut?

ROS 310 "Peter Kast" vor Argentinien                                                       Foto: eigenes Archiv

Meine Schicht auf ROS 311 "Rudolf Leonard"                        Foto: Eigenes Archiv

Es wurde eine doch sehr lustige Reise, der „Haufen“ war auch ziemlich zusammengewürfelt, da vom Stamm kaum jemand mit war. Wir hatten uns schnell zusammengerauft und kamen sehr gut miteinander klar.

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Diese Reise war ca. 120 Tage lang und wollte einfach kein Ende nehmen.

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Die Reise ging irgendwann aber doch seinem Ende zu (Garantiereise) und es verblieb nur noch eine Fahrbesatzung auf dem Schiff, die das Schiff nach Hause brachte. Das Schiff ging in die Werft und war dort auch sehr lange. Ich weiß nicht mal genau, ob es für das Fischkombinat überhaupt noch mal auslief.

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​Ich kam nach der Reise nach Hause und machte erstmal Urlaub. Der Urlaub war vorbei und ich bekam kein Schiff. Zu dieser Zeit gab es im Kombinat einfach zu viele Hochseefischer, oder zu wenig Schiffe? Es waren aber, glaube ich, in dem Jahr auch zu viele Schiffe in der Werft.

ROS 338 "Bruno Apitz"                                                                        Foto: Lutz Michaelis

Deshalb war auch Einstellungsstop. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als jede Woche nach Rostock zu fahren und in der „Flottenreserve“ zu arbeiten. Dazu zählten alle die, die aus irgendwelchen Gründen nicht auf’s Schiff konnten, wollten oder durften. Dazu zählten Seefahrtsbuchentzug, Seeuntauglichkeit oder, so wie ich, zu viele Hochseefischer und kein Schiff. Aber es waren auch Leute da, die aus privaten Gründen mal ein Weilchen nicht fahren konnten oder wollten.

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Bis auf eine Kurzreise, blieb ich bis Ende des Jahres in Rostock.

​Zu dieser Zeit lief auch ROS 338 in Rostock ein und sollte für die Werft vorbereitet werden. Anfang Januar war ich wieder in Rostock und besuchte auch „meinen“ Dampfer, die Bruno Apitz. Alle möglichen Leute sollten da mit in die Werft nach Las Palmas aber nur wenige der Stammbesatzung. Ich wollte auch mit, bevor ich wieder in die Flottenreserve gehe,  

Zu dieser Zeit war Wolfgang Becker, ehemals Prod-Leiter auf ROS 338 in der Fangleitung und saß im „Schlipscontainer“ im Kombinat. Ich also dort hin und er sagte:“ warte du bekommst Bescheid“. Es war, glaube ich, schon einen Tag später, als man mir bei der Rostgang Bescheid sagte, ich soll zur AKL kommen. Ich bekam einen Heuerschein für ROS 338 Bruno Apitz und konnte mit in die Werft! Endlich Ende bei der Flottenreserve.

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Mitte Februar 1989 war Auslaufen aus Rostock. Wir mussten aber erst noch in die Irische See, wo von uns einige Schiffe fischten. Dort hin sollten wir noch verschiedene Teile bringen insbesondere für ein Schiff, dass selbst erst aus der Werft gekommen war.

Die ersten Tage fingen wir an mit Rostkloppen und Anderem. Dann wurden sämtliche Arbeiten eingestellt, die nichts mit Schiffssicherheit zu tun hatten.

So etwas habe ich in den zurückliegenden Jahren noch nie erlebt! Wir bekamen Orkanwarnung und der ließ auch nicht lange auf sich warten. Lukenwache von Deck, Lukenwache von der Maschine und auch wir stellten eine, so dass ständig irgend jemand durchs Schiff lief.

In der Irischen See dann der Höhepunkt, der Kapitän kam 19 Stunden gar nicht mehr von der Brücke und selbst Leute die schon 30 Jahre zur See fuhren stellten die Schnapsbuddel weg.

Nun erwischte es endlich auch mal mich, ich brüllte das erste Mal in meiner Fahrenszeit die weiße Keramik an. Aber glücklicher Weise nur einmal, dann machte ich die ungewollten Verluste in meinem Magen wieder wett, ich haute mir in der Messe den Magen voll und alles war gut.

Es beruhigte sich dann ein wenig und wir konnten auch weiter dampfen Richtung Las Palmas aber die See blieb die ganze Zeit aufgewühlt. Erst einen Tag vor Las Palmas wurde es ruhig und wir konnten vorm Einlaufen nochmal grillen an Deck. Aber als ob Neptun uns nur mal verschnaufen und grillen lassen wollte, machte er nächsten Tag gleich weiter, da war unsere Fahrt schon zu Ende und wir liefen in Las Palmas ein. Werftzeit!

Die Arbeiten im und am Schiff durch die Werft gerieten immer wieder mal ins Stocken und in den letzten Wochen der Werftzeit wurde auch gestreikt. Dadurch dauerte die Werft länger als gewollt. Meine Frau erwartete unser Kind und ich kam nicht, wie geplant, Ende Mai nach Hause.

Der Mechaniker und ein Elektriker mussten aber auch nach Hause und da Ende Mai die ROS 223 Gera bei uns war, organisierte die Schiffsleitung unsere Heimfahrt mit der Gera.

Heute sind diese fast 14 Tage auf der Gera für mich etwas ganz besonderes. Denn dieses Schiff ist der letzte noch funktionstüchtige Seitentrawler und liegt in Bremerhaven als Museumsschiff! Die Besatzung damals war eine prima Truppe und wir hatten viel Spaß. Aber wir machten auch verschiedene Arbeiten an Deck mit. Als man merkte, dass wir ,der Mechaniker und ich,(ich war zu dieser Zeit Schlosseranlehrling) aus der Schlosserei kamen, machte man sich unsere Qualitäten gleich zu Nutze, um an Deck und in der Last einiges umzubauen. Über all da, wo eben auch etwas geschweißt werden musste,.

ROS 223 "Gera"                             Foto: Netzfund

Zweieinhalb Tage vor Rostock stoppte plötzlich die Alkoholausgabe, weil’s nach Hause ging.

Der Kapitän war schon ein älterer Herr und ein ganz toller Mensch! Diese Zeit auf der Gera wird mir immer in guter Erinnerung bleiben.

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Die ROS 338 kam erst am 15.07.1989 aus der Werft und wir liefen dann nach Namibia aus. Dort bin ich auch wieder aufgestiegen und blieb bis kurz vor der letzten Reise der ROS 338 für das Kombinat in dieser Besatzung.Hier traf ich dann .....…na wen wohl? ........Friedrich!


Jetzt bahnte sich aber in der DDR ein Umbruch an und die Diskusionen auf dem Schiff rissen nicht mehr ab. Es wuchs nun auch die Angst mit, was denn aus der DDR-Fischerei werden sollte und vor allem aus uns! Denn noch eine Reise später sprach man ja nun endgültig auch von „Wiedervereinigung „!

Uns war schon klar, dass kein Gesamtdeutschland die Fischerei so subventioniert, wie die DDR es tat!

Mit ROS 338 gingen wir nun nochmal nach Argentinien auf Kalmar. 

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Die Ereignisse in der DDR überschlugen sich, so dass die Meldungen, die uns auf See erreichten, bei Ankunft schon veraltet waren. Unsicherheit und auch Zukunftsängste aber auch Genugtuung über das Ende dieser Honneckerähra griffen um sich.

Meine letzte Reise ging. glaube ich, im Juni 1990 zu Ende. Ich ging in den Urlaub. Aber alle die, die im Urlaub waren, bekamen kein Schiff mehr und bald kamen auch die Kündigungen ins Haus. Vorbei war es mit der sozialen Sicherheit!

An dieser Stelle möchte ich Kapitän Günther Kröger mal zitieren, aus seinem Vorwort zum Buch: „Hiev Up, Jungs “von Jürgen Sindermann: „Es war wohl nicht anders in dieser neuen Gesellschaft zu machen, doch menschlicher hätte es erfolgen können.“

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Ca. Ende der 70’er Jahre wurde in Westdeutschland systematisch die Hochseefischerei zerschlagen. Der Prozess dauerte hier über zehn Jahre. In der Ex-DDR haben wir kaum einmal ausgeatmet, da war die Fischerei „abgewickelt“!

Ende September hatte ich meinen letzten Lauftag im Fischkombinat. Ständig lief ich an der Pier entlang. Hier lagen schon so viele Schiffe zum Abwracken und Verkaufen! Zum Teil drei neben einander. Mein Seemannsherz weinte! DIES WAR EINST MEINE WELT! und brach urplötzlich entzwei! Als ich dann ein letztes Mal in die „Höhle“ zurückkehrte, herrschte eine Stimmung, wie es sie dort noch nie gab. Fröhlichkeit und laute Hallo’s gab es nicht mehr. Jeder war mit sich selbst beschäftigt. Wie geht’s weiter?

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Ich fuhr Heim.

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Ich verlor nie das letzte Bild , was ich vom Kombinat vor meinem inneren Auge hatte. Ich fuhr nicht mehr nach Rostock! Sechs lange Jahre!

Haus der Hochseefischer mit "Höhle"                Foto: Netzfund

In den nächsten Jahren trafen wir uns dann irgendwann mit drei Kollegen, darunter auch Friedrich, regelmäßig zu den Adventssonntagen bei einem von uns zu Hause. Der Dritte im Bunde war „Tassi“ Dirk Hass. Bei einem solchen Sonntagstreff 1995 erzählte uns Tassi, er hätte gehört, dass die Mecklenburger Hochseefischerei (MHF) Leute sucht.

Wir riefen an und siehe da, wir sollten mit unserer Seetauglichkeit nach Warnemünde kommen, wo die MHF ihr Büro hatte.

Das brauchte uns keiner zweimal sagen! Im Januar 1996 fuhren Friedrich und ich nach Rostock. Wir gingen zur Seetauglichkeit und bevor wir nach Warnemünde fuhren, machte ich einen damals ziemlich schweren Schritt: Wir fuhren ins alte Fischkombinat! Sechs lange Jahre war ich nicht mehr hier! Zwischen uns viel erstmal kein Wort. Aber plötzlich sprudelte es aus uns heraus: Weißt du noch…….? Die alten Erinnerungen waren wieder da und der Bann war nun auch bei mir gebrochen!

ROS 806 "Fornax" in Hafnarfjordur                                                 Foto: Eigenes Archiv

Wir fuhren nach Warnemünde. Dort gab es ein kurzes Gespräch und dann wurden alle Formalitäten erledigt. Wir waren wieder Hochseefischer!!!

Dort trafen wir auch auf einen alten Bekannten von ROS 338: Jens Hallmann!


 

Im März 1986 sollten wir zum Flughafen nach Hamburg kommen und dann ging es nach Akureiri auf Island und von da mit dem Schiff zum Rejkjanesrücken auf den Fangplatz. Wir gingen auf Rotbarsch.

Und wie nicht anders zu erwarten war, war ich wieder mit Friedrich auf einem Dampfer.

Wir kamen auf ROS 806 "Fornax".

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So schön wie es auch 1996 noch einmal war, zur Fischerei zu kommen, es war trotz allem nicht mehr das Gleiche. Ich weiß nicht warum aber aus heutiger Sicht muss ich sagen, es war anders. Vieleicht lag es daran, dass wir mit „unserem“ Kombinat zu stark verwurzelt waren?

Wie auch immer, ich war wieder Hochseefischer und war glücklich.

Hier lernte ich auch endlich mal „Kombinatslegende“ Hanning Harms kennen, ehemals auf ROS 304. Es kursierten ja viele Geschichten um ihn im Kombinat. Wobei man, glaube ich, viele dieser Geschichten nicht ernst nehmen durfte. Ich habe gern mit ihm zusammen gearbeitet. Hanning war Stauer in der einen Schicht und ich in der anderen. Er hatte immer den Schalk im Nacken. Selbst wenn man ihn kannte, musste man unheimlich aufpassen, dass er einen nicht auf den Arm nimmt. Mit toternster Miene konnte er erzählen, im Himmel ist Jahrmarkt. Da hätte man prompt gefragt, wo die Buden stehen.

Auf einer Reise unterhielten sich die Kollegen über Hunde und ein Kollege schwärmte von Huskys. Da sagte ein anderer Kollege, er solle doch mal zu Hanning gehen, der hätte welche. Na der natürlich hin. Da erzählte ihm Hanning, dass er seine Huskys nur im Winter bei sich hätte. Im Sommer sei es bei ihm zu warm, da bringt er sie nach Island ins Kühlhaus!

Es gab in diesem Jahr zu jedem Schiff drei Teilbesatzungen die sich immer gegenseitig austauschten. Da fuhr immer eine halbe Besatzung Heim. Wer zu Hause war, verdiente aber das gleiche Fanggeld, wie die anderen auf See, um keine ungerechte Bezahlung aufkommen zu lassen. So kam es, dass ich am besten verdiente, als ich gerade im August zu Hause war. Ich „machte“ zu Hause eine bomben Reise!

Im September blieben wir noch ein paar Tage auf Rotbarsch, dann ging es nach Grönland. Wir sollten auf Heilbutt. Also erstmal Fangplatzwechsel!

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Wir rüsteten der weil die Produktion um und an Deck wurde Grundgeschirr angeschlagen.

Wir kamen auf dem Fangplatz an. Der erste Hol wurde erst mal von allen neugierig betrachtet.

Unser Meister war noch sehr jung und in seiner Lehre kurz vor der Wende hatte er Handfilettieren nicht mehr gelernt. Er machte aber auch kein Hehl daraus und ließ es sich zeigen. So hat er dann in der Folge noch einiges von den „Alten“ gelernt.

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Es dauerte nicht lange und wir liefen das erste Mal in Nuuk ein. Wir hatten noch Ware vom Rejkjanes und die wurde verkauft. Als wir dort einliefen, sollte ich sofort an Land zum Zahnarzt, da ich ein paar Tage vorher Zahnschmerzen bekam. Der Zahnarzt sprach deutsch und erzählte mir, er habe in Deutschland studiert. Ich musste mich in Grönland von meinem Zahn verabschieden.

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​In Nuuk kam ich an ein öffentliches Gebäude vorbei, wo ziemlich viel Menschen davor standen.

So groß waren sie nicht alle.

                                      Foto: Eigenes Archiv

Nuuk 1996                                                                                   Foto: Eigenes Archiv

Später erfuhr ich, das wäre das Arbeitsamt und die Leute warteten auf Stütze und hofften auf ein wenig Arbeit.

Die brachten WIR! Denn jedes einlaufende Schiff entlastete das Arbeitsamt zumindest für ein paar Tage.

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Es ging zurück auf den Fangplatz und die Fischerei ging weiter. Es war nicht viel, was wir da hoch holten, aber für unseren Bordräucherofen reichte es allemal noch. Ich habe, glaube ich, noch nie soviel geräucherten Heilbutt gegessen, wie auf dieser Reise.

Wir machten auch schon mal „Heimatware“ fertig. Das war auch gut so, denn plötzlich ging es Schlag auf Schlag.

Fischereiaufsicht! Unsere Maschen stimmten wohl nicht mehr und so war für ein paar Tage Zwangspause.

Man sagte uns, die billigen Netze hätten sich während der Fischerei so gezogen, dass die Maschen sich verändert hätten. Nun stimmte die Maschengröße nicht mehr und das wurde uns zum Verhängnis.

Irgendwo her kam irgendwelches Geld, um uns wieder auszulösen. Da sollte auch noch ein anderes Netz kommen, wenn ich mich recht erinnere. Aber zur Fischerei kam es dann nicht mehr groß. Maschinenschaden! Damit war unsere Reise zu Ende und für uns die Saison ebenfalls. Mit halber Kraft ging es ab nach Akureiri.

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Am, ich glaube, 12.Dezember liefen wir dann in Akureiri ein.

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Für das Flugzeug nahm jeder nur wenig Gepäck mit, weil ja alle an der Heimatware zu schleppen hatten.

Es hieß dann von der MHF, wir rufen euch an, wenn wir euch zur nächsten Saison wieder brauchen. Aber ich rechnete nicht mehr so richtig damit.

Wir bekamen für die neue Saison dann auch wirklich eine Absage, weil man die Arbeitskräfte wieder umstrukturiert hatte. Außerdem wurde noch ein Schiff verkauft.


Ich machte ein Weilchen Urlaub.

ROS 806 "Fornax" mit Maschinenschaden in Akureiri                  Foto. Eigenes Archiv

Heute bin wieder unterwegs aber als Kraftfahrer. 

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Die Zeit bei der Rostocker Hochseefischerei war ein Lebensabschnitt. Es war ein sehr schöner, den ich auch heute nicht mehr missen möchte. Aber er ist nun endgültig abgeschlossen.

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Heute kann ich auch wieder in Ruhe darüber reden. Ich erinnre mich gern daran,

Meine Erinnerungen hängen zu Hause in meiner Seemannsecke, zwischen Scherbrett und Restfilet!

 

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Auf meinem letzten Fangplatzwechsel nach Grönland                                                                                Foto: Eigenes Archiv

2011 haben wir das erste Bordfest der ehemaligen Besatzung von ROS 338 organisiert und am 20.10.2012 durchgeführt. 30 Jahre Indienststellung von ROS 338 "Bruno Apitz".

2017 fand mittlerweile das 2. Treffen statt. Und wir hoffen, dass es noch ein paar mehr werden.

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Seit 2012 gibt es auch im Facebook die Gruppe "Deutsche Hochseefischerei".

"2017 fand im Zuge des Hochseefischertreffens in Marienehe das erste Treffen dieser Gruppe statt. Das nächste Treffen bereiten wir gerade für das letzte Wochenende im September 2018 in Bremerhaven vor. Das erste gesamtdeutsche Treffen von Hochseefischern überhaupt. 

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Es macht Spass, Auf solchen Treffen alte Bekannte zu treffen oder andere Kollegen, die einst ebenfalls Hochseefischer waren. 

Mit dem LKW unterwegs nach Hammerfest

                       Foto: eigenes Archiv

Ein Kleines Nachwort
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Dies ist meine ganz persönliche Geschichte bei der Hochseefischerei. Heute bin ich Kraftfahrer, wie es einst mein Kindertraum war. Meine Erwartungen an diesen Beruf haben sich aber nie erfüllt. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich diesen Job nicht gerne mache!

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Beim Hochseefischertreffen im April 2010 in Rostock sprach ich auch mit Peter darüber, wie schön es doch wäre, wenn wir mal wieder ein Bordtreffen der ROS 338 Bruno Apitz organisieren könnten, um die alten Kollegen wieder zu sehen und zu sehen, was so aus dem Einzelnen geworden ist. Schließlich haben wir einst auf engem Raum mehrmals hundert Tage verbracht. Und es hat geklappt! Mittlerweile schon das zweite Mal!

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Ich hoffe, das wir die Tradition der Hochseefischerei noch lange  leben lassen können. 

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